Weitere Informationen zum HSR Supplement 29 (2017) von der GESIS-Webseite:
“Im Zuge der methodologischen Öffnung der bis dahin sehr traditionellen Geschichtswissenschaften in den 1970ern erschien EDV-Anwendung in historischen Forschungsprojekten als eine innovative, interdisziplinärer Ausrichtung. Anfangs fokussierte man – besonders stark getrieben durch die Kölner QUANTUM-Gruppe – fast ausschließlich auf quantitative Analysen. Doch schon kurze Zeit später erweiterte sich das Feld, indem man versuchte, die ganze Bandbreite von informationstechnologischen Möglichkeiten einzusetzen. Manfred Thaller war ein entscheidender Akteur in dieser Entwicklung. Mehr als 20 Jahre lang arbeitete er am Max Plack Institut für Geschichte in Göttingen daran, IT-Tools und -Methoden direkt auf historische Forschung auszurichten. Schließlich wurde Thaller auf den ersten Lehrstuhl für Fachinformatik in den Geisteswissenschaften berufen, der ausdrücklich nicht linguistisch ausgerichtet war: Bis zu seiner Emeritierung 2016 forschte und lehrte Manfred Thaller am Institut „Historisch-Kulturwissenschaftliche Informationsverarbeitung“ an der Universität zu Köln.
Dieser HSR-Supplementband beginnt mit einem autobiografischen Essay, in dem Manfred Thaller die Entwicklung dieses interdisziplinäre Feldes von „History & Computing“ bis hin zur „Digital Humanities“ beschreibt. Das Fazit seiner Erinnerungen ist zwiespältig: Hinter einer glänzenden Fassade mit häufig oberflächlichen Projekten und kurzfristigen Zielen wurde das enorme epistemische Potenzial ernsthafter Anwendung von Informatik auf die Geschichte oft nicht erkannt. Die hier neu abgedruckten 13 Beiträge aus mehr als 30 Jahren beschreiben die vielfältigen Herausforderungen, vor denen man stand (und steht), wenn es um eine ernsthafte interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Informatik und Geisteswissenschaften geht. Neben allgemeinen methodologischen Überlegungen, fokussieren die Beiträge auf die Spezifika von Text und Zeit in historischen Quellen. Das Ziel: Aus den vielen Fäden ein allgemeingültiges Modell für die Repräsentation historischer Informationen in der Informationstechnologie zu machen.”
Autobiographische Anmerkungen
- Manfred Thaller: Between the Chairs. An Interdisciplinary Career. [Abstract]
Beiträge
- Manfred Thaller: Automation on Parnassus. CLIO – A Databank Oriented System for Historians [1980]. [Abstract]
- Manfred Thaller: Ungefähre Exaktheit. Theoretische Grundlagen und praktische Möglichkeiten einer Formulierung historischer Quellen als Produkte ,unscharfer’ Systeme [1984]. [Abstract]
- Manfred Thaller: Vorüberlegungen für einen internationalen Workshop über die Schaffung, Verbindung und Nutzung großer interdisziplinärer Quellenbanken in den historischen Wissenschaften [1986]. [Abstract]
- Manfred Thaller: Entzauberungen: Die Entwicklung einer fachspezifischen historischen Datenverarbeitung in der Bundesrepublik [1990]. [Abstract]
- Manfred Thaller: The Need for a Theory of Historical Computing [1991]. [Abstract]
- Manfred Thaller: The Need for Standards: Data Modelling and Exchange [1991]. [Abstract]
- Manfred Thaller: Von der Mißverständlichkeit des Selbstverständlichen. Beobachtungen zur Diskussion über die Nützlichkeit formaler Verfahren in der Geschichtswissenschaft [1992]. [Abstract]
- Manfred Thaller: The Archive on Top of Your Desk. An Introduction to Self-Documenting Image Files [1993]. [Abstract]
- Manfred Thaller: Historical Information Science: Is there such a Thing? New Comments on an old Idea [1993]. [Abstract]
- Manfred Thaller: Source Oriented Data Processing and Quantification: Distrustful Brothers [1995]. [Abstract]
- Manfred Thaller: From the Digitized to the Digital Library [2001]. [Abstract]
- Manfred Thaller: Reproduktion, Erschließung, Edition, Interpretation: Ihre Beziehungen in einer digitalen Welt [2005]. [Abstract]
- Manfred Thaller: The Cologne Information Model: Representing Information Persistently [2009]. [Abstract]