Luhmann – Theorie als Passion

“Jede Notiz ist nur ein Element, das seine Qualität erst aus dem Netz der Verweisungen und Rückverweisungen im System erhält.”
Niklas Luhmann: Kommunikation mit Zettelkästen – Ein Erfahrungsbericht. S. 225 1

Das Ziel des Projekts “Niklas Luhmann – Theorie als Passion” ist die Erschließung und Aufbereitung des wissenschaftlichen Nachlasses des Soziologen Niklas Luhmann, der von 1969 bis 1993 an der Universität Bielefeld gelehrt hat. Im Rahmen des Projekts werden Luhmanns Zettelkasten und seine unveröffentlichten Manuskripte digitalisiert und wissenschaftlich editiert, um sie auf einem Online-Portal zu veröffentlichen. Darüber hinaus ist eine Printpublikation der wichtigsten Manuskripte vorgesehen.

Das Projekt läuft von 2015 bis 2030 und wird aus Mitteln der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste finanziert. Projektträger ist das Niklas-Luhmann-Archiv an der Universität Bielefeld.

Die Projektwebsite ist im Aufbau: Luhmann-Archiv

Niklas Luhmann Portrait
Niklas Luhmann (1927-1998)
ist neben Max Weber der berühmteste und wirkmächtigste deutsche Soziologe des 20. Jahrhunderts. Seine in über dreißig Jahren kontinuierlich entwickelte Sozial- und Gesellschaftstheorie ist international herausragend und allenfalls mit den sozialwissenschaftlichen Theorien von Jürgen Habermas, Pierre Bourdieu oder Michel Foucault vergleichbar.

 

90.000 Zettel

Der umfangreiche wissenschaftliche Nachlass Luhmanns, den die Universität Bielefeld im Jahr 2010 erwerben konnte, lässt den Autor und sein Theoriegebäude diesseits seiner publizierten Werke sichtbar werden. Kernstück des Nachlasses und Zentrum der Luhmannschen Theoriearbeit ist der ca. 90.000 Notizzettel umfassenden Zettelkasten. Diese zwischen 1951 und 1996 entstandenen Aufzeichnungen dokumentieren die Theorieentwicklung Luhmanns auf eine einzigartige Weise, so dass man die Sammlung als seine intellektuelle Autobiographie verstehen kann. Darüber hinaus verfügt der Zettelkasten über eine spezifische Ordnungsstruktur, die ihn nicht nur zu der für Luhmann unverzichtbaren Theorieentwicklungs- und Publikationsmaschine werden ließ, sondern auch wissenschaftsgeschichtlich interessant macht.

Foto von Luhmanns Zettelkasten

Der Zettelkasten wird wissenschaftlich erschlossen, in eine editierte, benutzer-
freundliche Datenbank überführt und mit den übrigen Publikationen, die in einer werkgeschichtlichen Edition erschlossen und publiziert werden, vernetzt. Die Forschungsplattform stellt so die Zugänglichkeit dieses singulären wissenschaft-
lichen Nachlasses nicht nur in einer theorieadäquaten, sondern auch zeitgemäßen Form sicher und macht das Material für die weitere Forschung nutzbar.

Die Nachlassedition versteht sich als wissenssoziologische Forschung über die Struktur und Genese einer der letzten „grand theories“ der Soziologie und legt dadurch zugleich die Grundlage für die Entwicklung einer wissenschaftsbasierten infrastrukturellen Dienstleistung, auf welche die interdisziplinäre und zunehmend internationale Forschung zur und mit der Theorie Luhmanns zukünftig zurückgreifen kann.

Das Projektteam

Kooperationspartner

Leitung

Team CCeH

  • Gesamtkoordination: Patrick Sahle
  • Organisation, Datenmodelle, Digitalisierung, QM: Martina Gödel
  • Technische Infrastruktur, Arbeitsumgebung, Präsentation: Sebastian Zimmer
  • Redaktion, Entwicklung: Dana Persch
  • Redaktion, Präsentation: Marie Sauer (bis Juli 2016)

Finanzierung

Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste


1 Luhmann, Niklas. 1981. Kommunikation mit Zettelkästen. Ein Erfahrungsbericht. In: K. Reumann H. Beier, H.M. Keplinger (Hg.), Öffentliche Meinung und sozialer Wandel. Für Elisabeth Noelle-Neumann, S. 222-228. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Bildnachweise

Beitragsbild: Alexander Kluge

Weitere Bilder: Universität Bielefeld