Veröffentlichung von “Repertorium Saracenorum”

Wir freuen uns, die Veröffentlichung der Plattform “Repertorium Saracenorum” bekanntgeben zu dürfen.

Wir freuen uns, die Veröffentlichung der Plattform „Repertorium Saracenorum“ als Ergebnis der langjährigen Zusammenarbeit zwischen der Abteilung für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Bonn und dem Cologne Center for eHumanities bekanntgeben zu dürfen.

Das Repertorium Saracenorum geht zurück auf das zwischen 2013–2017 an der Universität Bonn durchgeführte von der DFG geförderte Projekt „Saraceni, Agareni, Mauri, … in lateinisch-christlichen Quellen des 7. bis 11. Jahrhunderts“ unter Leitung von Prof. Dr. Matthias Becher, das von Dr. Katharina Gahbler bearbeitet wurde. Für das Vorhaben wurden rund 3000 Chroniken, Annalen und Geschichtswerke des früheren Mittelalters gelistet, um Fundstellen zu erfassen, die eine Interaktion des christlich-lateinischen Westens mit Muslimen in den Jahrhunderten beschreiben, die der islamischen Expansion folgten. Von zeitgenössischen Geschichtsschreibern wurden diese häufig als „Sarazenen“ bezeichnet. Herausgekommen ist eine umfangreiche Datensammlung, die 622 Textstellen aus über 70 Werken umfasst, die im Volltext und, wenn verfügbar, mit einer Übersetzung erfasst und zur weiteren Auswertung durch Kategorien und Schlagworte annotiert wurden. In einem weiteren Schritt wurden die Daten durch die Auszeichnung von Personen und Orten angereichert und untereinander verknüpft.

In der nun publizierten Online-Plattform werden die auf diese Weise aufbereiteten Daten der Wissenschaft und interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Konkret handelt es sich bei der Plattform um ein Semantic MediaWiki. Die Software unterstützt die Verwaltung, Präsentation und Abfrage von semantisch verbundenen und annotierten Daten und bietet eine vielen NutzerInnen durch Wikipedia vertraute und daher intuitiv benutzbare Oberfläche. Mit der Nachnutzung einer etablierten und weitverbreiteten Software zu Datenpräsentation ist weiterhin die Erwartung verbunden, die Verfügbarkeit der Präsentation möglichst langfristig gewährleisten zu können.

Für die ursprünglich in klassischen Textverarbeitungsformaten erfassten Daten wurden am CCeH in Zusammenarbeit mit BearbeiterInnen aus Bonn ein geeignetes Datenmodell entwickelt und die Informationen entsprechend in ein dokumentiertes XML-Format überführt. Auf der Basis dieses Ausgangsformats wurden in mehreren Zyklen neue Konsistenzprüfungen, Kurationsschritte und Auszeichnungsstufen sowie die Anreicherung durch die Anbindung von Normdaten zu Personen und Orten realisiert. Eine Besonderheit des Vorhabens liegt darin, dass die angereicherten Ausgangsdaten durch eine XSLT-Pipeline in ein Wiki-spezifisches Austauschformat transformiert und anschließend in das Semantic MediaWiki importiert werden. Weitere Schwerpunkte der Digital Humanities in dem Projekt bildete die adäquate Abbildung der erfassten Informationen im Datenmodell des Semantic MediaWiki und die Implementierung von Datenvisualisierungen und -übersichten im Wiki.

Aus Digital Humanities-Perspektive stellt das „Sarazenen-Wiki“ ein Test- und Demonstrationsfall dar. Hier ging es darum, Wege aufzuzeigen, wie mit geringen Mitteln bestehende, „typische“ Daten aus den Geschichts-/Geisteswissenschaften in allgemeinere Datenmodelle überführt und mit einer etablierten und wartbaren Arbeits- und Publikationsumgebung präsentiert werden können.

Besonderer Dank gebührt zunächst den Studierenden, die mit großem Engagement im Wintersemester 2016/17 an einem Hauptseminar von Prof. Dr. Øyvind Eide und Dr. Katharina Gahbler zur Datenverarbeitung im Projekt teilgenommen haben. Dann aber insbesondere den studentischen und wissenschaftlichen MitarbeiterInnen (Benjamin Bigalke, Dana Persch und Adalbert Wrona), die den wesentlichen Teil der Datenverarbeitung und Programmierung umgesetzt haben. Konzipiert und koordiniert wurde die Entstehung des Repertorium Saracenorum auf Bonner Seite von Dr. Katharina Gahbler und Lukas Müller sowie durch Prof. Dr. Patrick Sahle (bis 2019) und Jonathan Blumtritt auf Kölner Seite.

Zur Webseite:
https://saraceni.uni-koeln.de/

Pressemitteilung der Universität Bonn:
https://www.uni-bonn.de/de/neues/312-2021


Bildnachweis

Julia Sorouri, auf der Grundlage von Illustrationen aus der Madrider Bilderhandschrift des Johannes Skylitzes